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Microsoft User Experience Virtualization (UE-V): Fakten und Bewertung

von veröffentlicht am18. April 2012, 06:37 Uhr Kurzlink und Zitatlink einblenden
Kategorie Kategorie: Benutzerprofile   Translate with Google Translate Translate EN   Die angezeigte Seite drucken

Dies ist die deutsche Fassung des im englischen Original in meinem Blog auf helgeklein.com veröffentlichten Artikels.

16 Jahre nachdem servergespeicherte Profile in Windows NT 4.0 debütierten, versucht Microsoft auf eine ganz andere Art, Benutzereinstellungen zwischen verschiedenen Geräten zu synchronisieren. Wie wir sehen werden, unterscheidet sich UE-V grundsätzlich von servergespeicherten Profilen, ähnelt anderen Produkten zur Profilverwaltung dagegen so sehr, dass man praktisch von einer Best-Practices-Implementierung sprechen kann.

Überblick

User Experience Virtualization (UE-V) wird ein Teil von MDOP werden. Es verwaltet ausschließlich Benutzer-Einstellungen, keine Daten. Für letztere sieht Microsoft Ordnerumleitung und Offlinedateien vor.

Vorlagen

Im Gegensatz zu servergespeicherten Profilen, wo das gesamte Profil mit dem Benutzer wandert (mit Ausnahme von AppData\Local), speichert UE-V nichts im Netzwerk, das nicht explizit in einer Vorlage (Template) aufgeführt ist.

Eine Vorlage ist eine XML-Datei, die beschreibt, wo Einstellungen in der Registrierung oder im Dateisystem gespeichert sind. Typischerweise wird pro Anwendung oder Windows-Komponente jeweils eine eigene Vorlage verwendet. Folgende Vorlagen werden mitgeliefert:

Anwendungseinstellungen:

  • Office 2010 (Word, Excel, Outlook, Access, Project, PowerPoint, Visio, SharePoint Workspace, InfoPath)
  • Internet Explorer 9 und 10 (Favoriten, Startseite, Tabs und Toolbars)
  • Windows-Anwendungen (Taschenrechner, Notepad, Wordpad)

Windows-Einstellungen:

  • Themes (Desktop Theme mit Hintergrundbild, Farben, Sounds und Bildschirmschoner)
  • Einstellungen zu erleichterter Bedienung und Eingabe

Erstellung von Vorlagen

Bei einem auf Einschlusslisten basierenden Produkt besteht die Schwierigkeit darin, dass eben diese Einschlusslisten vorhanden sein müssen. Anders gesagt, für jede Anwendung muss eine Vorlage erstellt werden. Microsoft weiß natürlich ganz genau, dass das einen großen Aufwand darstellt. Um diesen in Grenzen zu halten, wird eine Anwendung mit dem programmatischen Namen Generator mitgeliefert.

Wenn für eine Anwendung eine Vorlage benötigt wird, startet man sie mittels Generator. Dieser protokolliert, auf welche Pfade die Anwendung zugreift (Dateisystem und Registrierung) und erstellt eine maßgeschneiderte XML-Datei, die genau diese Pfade enthält. Man sollte sich jedoch im Klaren darüber sein, dass eine manuelle Nachbearbeitung in vielen Fällen nötig sein wird.

Generator kann unabhängig vom Client installiert werden. Wem bei der Ausführung Fehler gemeldet werden: benötigt wird die Visual C++ 2010 Runtime.

Vorlagenspeicher

Selbsterstellte Vorlagen müssen allen Computern zur Verfügung gestellt werden, auf denen UE-V verwendet wird. Dies geschieht am einfachsten durch Angabe eines Vorlagenkatalogpfads (template catalog path) in Form einer Dateifreigabe. Alternativ können PowerShell und WMI zur Registrierung neuer Vorlagen direkt auf dem jeweiligen Computer verwendet werden.

Client und Infrastruktur

UE-V benötigt praktisch keine Infrastruktur. Der zugehörige Client muss auf allen Computern installiert werden, wo Benutzer sich anmelden, deren Einstellungen von UE-V verwaltet werden sollen. Abgesehen davon wird nur ein File Server zur Speicherung der Einstellungen benötigt. Wenn kein Pfad zu den Benutzereinstellungen konfiguriert ist, wird das jeweilige Heimatverzeichnis verwendet. Dies entspricht dem Verhalten von Citrix Profile Management. Eine solche Architektur hat den Vorteil, dass das Produkt nur minimalen Konfigurationsaufwand erfordert.

Offline-Verwendung

Da UE-V zur Speicherung der Einstellungen eine normale Dateifreigabe verwendet, kann durch Nutzung der Windows-Offlinedateien auch UE-V sehr leicht mobil verfügbar gemacht werden. In Situationen ohne oder mit nur langsamer Verbindung zum File Server werden Änderungen im Offlinedateicache gespeichert, der wiederum mit dem File Server synchronisiert wird.

Die Nutzung der Offlinedatei-Technologie für UE-V ist pfiffig, jedoch wird sich zeigen, wie mit Synchronisierungskonflikten umgegangen wird, die zwangsläufig entstehen, wenn Einstellungen beispielsweise des Internet Explorer gleichzeitig auf einem Laptop und einem Terminalserver geändert werden.

Mein Artikel Windows 7 Offline Files Survival Guide beschäftigt sich mit Offlinedateien im Detail.

Trigger

Im Gegensatz zu servergespeicherten Profilen, wo das gesamte Profil während der Anmeldung geladen wird, lädt UE-V Einstellungen erst dann, wenn sie benötigt werden. Windows-Einstellungen werden bei der Anmeldung, beim Entsperren und beim Verbinden mit einer entfernten Sitzung geladen, Anwendungseinstellungen jedoch erst dann, wenn das zugehörige Programm gestartet wird. Die Speicherung von Einstellungen läuft genau umgekehrt: bei Anwendungen, wenn sie geschlossen werden, bei Windows-Einstellungen wenn der Benutzer sich abmeldet, den Bildschirm sperrt oder die Sitzung trennt. Diese Ereignisse, die UE-V veranlassen, Daten zu speichern, werden Trigger genannt.

Anwendungs-Trigger, ausgelöst beim Starten und Stoppen von Programmen, ermöglichen eine sehr coole Demo: starten Sie zwei Sitzungen parallel auf unterschiedlichen Computern. Zeigen Sie, dass Word in beiden Sitzungen gleich konfiguriert ist. Starten Sie Word in Sitzung 1, ändern Sie einige Einstellungen und schließen Sie die Anwendung. Starten Sie dann Word in Sitzung 2 und demonstrieren Sie dem erstaunten Publikum, wie die geänderten Einstellungen aus Sitzung 1 auf magisch anmutende Art und Weise übernommen wurden.

Unterstützte Betriebssysteme und Anwendungsbereitstellungsmethoden

UE-V läuft unter Windows 7, Windows Server 2008 R2 und Windows 8 (Client und Server, aber mit einiger Sicherheit nicht unter Windows on ARM, WOA). UE-V kann sicherlich in fast allen Anwendungsbereichen servergespeicherte Profile ersetzen. UE-V funktioniert problemlos auch mit Remote Desktop Services und, dies ist bemerkenswert, auch mit App-V. Es kann also beispielsweise Einstellungen zwischen einem virtualisierten und einem nativ installierten Outlook synchronisieren.

Rollback

Einstellungssätze können in den Ursprungszustand zurückversetzt werden, und das pro Anwendung. Wenn also ein Problem mit Word besteht, wird dessen Einstellungsdatei gelöscht, während alle anderen Benutzereinstellungen erhalten blieben. Dies ist eine sehr mächtige Funktion, die dazu beitragen könnte, Profillöschungen zu vermeiden – das Löschen von Profilen ist eine leider viel zu beliebte Methode, mit „unerklärlichen“ Anwendungsfehlern umzugehen, wenn die Zeit oder das Know-how für eine echte Analyse fehlt.

Virtualisierung?

Obwohl UE-V das „V“ im Namen trägt, hat es wenig mit Virtualisierung zu tun. Es synchronisiert Dateien und Registrierungsschlüssel zwischen unterschiedlichen Computern. Es kann somit die vorhandenen Benutzerprofile nicht ersetzen, jedoch als Ersatz für servergespeicherte Profile verwendet werden, sofern eine ausreichende Anzahl an Vorlagen bereitsteht.

Genauso wenig migriert UE-V Einstellungen zwischen unterschiedlichen Versionen einer Anwendung, die ihre Einstellungen auf verschiedene Arten speichern, beispielsweise Office 2007 und 2010. UE-V repliziert Daten, es interpretiert sie nicht.

UE-V unterstützt nur Einstellungen, die im Benutzerprofil gespeichert werden. Außerhalb von C:\Users\Username gespeicherte Daten können nicht mit UE-V verwaltet werden.

Bewertung

UE-V kommt spät, sehr spät. In der Terminalserverwelt, wo Profilprobleme durch die Zustandslosigkeit der Server und die oft gleichzeitige Verwendung mehrerer Sitzungen pro Benutzer an der Tagesordnung sind, entstand in den letzten 10 Jahren ein richtiggehendes Ökosystem, in dem sich die unterschiedlichsten Hersteller mit ihren jeweiligen Lösungen zur Synchronisation von Einstellungen tummeln. Dies wird bald vorbei sein.

Die Konsolidierung im Benutzerprofil-Markt wurde eingeleitet durch Citrix mit der Übernahme von sepagoPROFILE (dessen Architekt ich war) im Jahr 2008. Zwei Jahre später zog VMware nach und übernahm die relevanten Teile von RTO Software. Weitere zwei Jahre später stellt Microsoft UE-V vor.

Jetzt, wo Produkte zum Profilmanagement sowohl vom Betriebssystemhersteller mitgeliefert werden, als auch von Citrix und VMware für ihre jeweiligen Plattformen kostenlos bereitgestellt werden, wird das Überleben für weitere Hersteller schwer. Wie immer in solchen Fällen ist dies für die meisten Kunden vorteilhaft, da sie ein Produkt kostenlos erhalten, das für ihr Anwendungsszenario ausreichend ist. Die unabhängigen Softwarehersteller haben derweil das Nachsehen.

Was in UE-V am meisten fehlt, sind Vorlagen für Anwendungen. Diese können jedoch durch Microsofts überaus große Community leicht bereitgestellt werden. Dazu ist nur eine gut gemachte Webseite nötig, auf der Vorlagen veröffentlicht und mit Bewertungen und Kommentaren versehen werden können. Ein Anfang ist bereits gemacht: Microsoft hat in der TechNet Gallery Platz für UE-V geschaffen und einen Wettbewerb zur Erzeugung von Vorlagen ins Leben gerufen.

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