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Meine neue alte Apple-Tastatur

von veröffentlicht am12. Oktober 2015, 06:19 Uhr Kurzlink und Zitatlink einblenden
Kategorie Kategorie: Hardware   Translate with Google Translate Translate EN   Die angezeigte Seite drucken

Eines schönen Samstagvormittags schlenderte ich neulich vom Brötchenholen nach Hause. In der Nachbarschaft hatte jemand einen Karton mit Müll an die Straße gestellt. Darin entdeckte ich:

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Zwei alte Apple-Tastaturen. Der Anblick dauerte mich, und ich fotografierte das Ensemble, um es mit launigem Kommentar auf Twitter zu verwenden.

Ein paar Stunden später kam mir die Idee, ob ich mit den Geräten nicht noch was machen könnte. Also ging ich nochmal dort vorbei und nahm die Tastaturen mit. Meine Frau rümpfte (durchaus berechtigt) die Nase und fragte, was ich denn mit den dreckigen Dingern wolle. Ich verbarg sie erst mal in einer Ecke der Wohnung.

Projekt oder kein Projekt?

Einige Tage später fing ich an, ein wenig zu recherchieren. Ich fand heraus, dass es sich um zwei Exemplare des Apple Extended Keyboard II handelte. Laut Typenaufkleber auf der Rückseite waren beide 1989 hergestellt worden. Einige weitere Artikel im Web offenbarten mir, dass dieser Gerätetyp ähnlich hohe Wertschätzung erfährt wie die IBM Model M – eine hochgradig robuste und wertige Tastatur. Es fanden sich auch Anleitungen, wie man die Keyboards demontiert und reinigt.

[Apple’s Extended Keyboard II: Sequel to a Legend | Low End Mac]
http://lowendmac.com/2006/apples-extended-keyboard-ii-sequel-to-a-legend/

Vor der Entscheidung, die Sanierung der Tastatur anzugehen, stand aber die Frage, ob ich sie an einen aktuellen Rechner anschließen kann. Die Tastatur verwendet einen ADB-Anschluss (Apple Desktop Bus), das versteht heute nicht mal mehr ein Mac. Tatsächlich findet sich aber ein Konverter im einschlägigen Handel, allerdings nicht ganz preiswert. Immerhin eine Perspektive. Wer sowas nicht will, findet sogar Anleitungen, wie man einen USB-Microcontroller einbaut – nix für mich.

Wiederum ein paar Tage darauf entschied ich mich, das Geek-Projekt anzugehen. Wie in dem obigen Foto erkennbar, waren beide Tastaturen nicht mehr vollständig, es fehlten einige Tastenkappen. Insgesamt aber war alles da, keine Kappe fehlt bei beiden Exemplaren. Die eine dient so als Ersatzteillager für die andere. Übrigens unterscheiden sich die beiden Gehäuse trotz fast identischen Herstellungsdatums: Bei einem Exemplar ist die Beschriftung der Status-LEDs in einer falschen Schriftart ausgeführt.

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So soll die Beschriftung aussehen. (Fotografiert vor der Reinigung)

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So sieht sie auf einem Exemplar aus. (Fotografiert nach der Reinigung)

Also los.

Demontage

Die Demontage des Gehäuses ist sehr einfach. Nur eine Schraube hält die Ober- und die Unterseite des Covers zusammen, den Rest fixieren Plastiknasen am unteren Gehäuserand, die man vorsichtig mit einem Messer oder Schraubendreher aufhebeln kann.

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Während der oben zitierte Artikel von “LowendMac” angibt, dass der Autor sich nicht getraut hat, die eigentliche Tastaturplatine aus der Unterschale zu entfernen, war dies tatsächlich auch einfach. Zwei große Plastiknasen am oberen Rand halten die Platine mit Bodenplatte, welche man in zwei Schritten gelöst bekommt. Am unteren Rand hängen Laschen in Gummi-Halterungen, die man einfach (behutsam) herausziehen kann.

Nun waren also die Ober- und die Unterseite des Gehäuses entfernt, ich steckte sie in die Spülmaschine. Die vergilbte Farbe verschwand leider nicht, weil sie keine Verschmutzung war, sondern offenbar auf langjährige UV-Einstrahlung zurückzuführen ist. Sehr hübsch übrigens: Bei beiden Exemplaren ist rund um die Funktionstasten ein weniger vergilbter Bereich zu sehen – offenbar hatten die Benutzer eine Schablone darauf liegen, die für eine Software angab, welche Funktion man mit welcher F-Taste aufruft. Am linken und am rechten Rand hat die Tastatur dafür sogar kleine Plastiknippel, die an einem Gehäuse aber entfernt worden waren.

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An der Vergilbung erkennt man, dass früher eine Schablone auf dem Keyboard lag.

Die Tasten entfernte ich mit einer alten Bahncard. Zugegebenermaßen alles andere als ein professionelles Werkzeug – mit einem speziellen Kapsel-Abheber hätte das sicher noch besser geklappt. Mit dem richtigen Dreh konnte ich alle Tasten aber gut aus den Schaltern lösen. Die Plastikkarte hat dabei den Vorteil, dass sie flexibel ist und daher das Risiko gering ist, an der Mechanik oder den Kappen etwas zu beschädigen. Die größeren Tasten (Return, Shift, Tabulator und einige weitere) werden mit einem kleinen Drahtbügel stabilisiert, den man mit etwas Sorgfalt ablösen kann. Nur die Shift-Lock-Taste ließ ich an der Platine, weil sie über spezielle Mechanik verfügt (sie rastet tatsächlich mechanisch ein wie bei einer alten elektrischen Schreibmaschine).

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Die Tastenkappen kamen in einen Beutel und dann in die Waschmaschine. Die eigentliche Platine ist mit einer Metallplatte verbunden, die ich vorsichtig säuberte.

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Auf der Rückseite der Platine sieht man neben dem Logo des Tastatur-Schalterherstellers Alps (sozusagen das japanische Pendant zu den hochwertigen Cherry-Schaltern aus Deutschland) auch das alte Apple-Logo.

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Im Inneren der Cover-Oberseite lässt sich dessen Produktionsdatum ablesen. Hier dürfte es der 9. April sein (Tag im Außenring, Monat im Innenring); da die Tastatur im Typenschild das Jahr 1989 angibt, dürfte sie im April 1989 gefertigt worden sein.

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Montage

Nach den Waschgängen und einem Trockenvorgang auf meinem Balkon waren die (weitgehend) sauberen Einzelteile fertig für die Montage. Das ging sehr einfach – Tastaturkappen mit geringem Druck aufstecken (hier hilft ein Foto, um die Tasten richtig anzuordnen), Platine ins Untergehäuse, Obergehäuse aufstecken und die Schraube fixieren.

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Fehlte also noch der Anschluss. Neben dem teuren iMate-Adapter, der von ADB auf USB umsetzt, ist ein ADB-Kabel nötig. Das ist in Wirklichkeit aber einfach, denn hier hatte Steve Wozniak sich für den handelsüblichen Mini-DIN-Anschluss entschieden. Tatsächlich ist ein ADB-Kabel also identisch mit einem S-Video-Kabel (manchmal auch falsch als “S-VHS” bezeichnet), das es mit etwas Glück für sehr kleines Geld im Handel gibt, wenn man keins mehr von früher hat.

Anschluss und Nutzung

Nach etwas Wartezeit waren Konverter und Kabel da. Es folgt der eigentlich spannende Teil: Funktioniert das Apple Extended Keyboard II an einem aktuellen Notebook mit Windows 10?

Ja, tut es. Sofort.

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An wenigen Stellen muss man sich umgewöhnen: Das Startmenü öffnet man mit der Apple-Taste (wie cool!). Die Positionen der Alt- und der Apple-Taste sind genau anders als bei einer Windows-Tastatur (von links: Ctrl – Alt – Apple). Und die Alt-Gr-Taste rechts arbeitet nur als Alt-Taste, man muss also die Ctrl-Taste dazudrücken. Eine Taste für das Kontextmenü gibt es leider nicht (Shift-F10 hilft her aus). Die Taste für Caret und Gradzeichen oben links ist leider funktionslos, dafür werden diese Zeichen von der Größer-als-Kleiner-als-Taste aufgerufen. Ob dies ein Fehler oder eine Besonderheit ist, weiß ich nicht. Als Workaround habe ich das mithilfe des MSKLC mit einem eigenen Tastaturlayout behoben:

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Das Layout legt die <>-Taste an die vorgesehene Stelle. Die Caret-Taste ist damit leider weiter funktionslos, aber die brauche ich auch nur sehr selten. So sollte ich erst mal klarkommen. Wer zufällig dasselbe Projekt umsetzt, findet mein Layout hier zum Download (installieren mit setup.exe, dann einmal neu anmelden, es sollte dann sichtbar sein):

Download: Keyboard-Layout für das AEKII unter Windows  Keyboard-Layout für das AEKII unter Windows (252,8 KiB, 1.022-mal heruntergeladen, letzte Änderung am 29. September 2015)

Umgewöhnung auch für die Umgebung: Die Tastatur ist von der alten Schule. Sie macht schon richtig Lärm beim engagierten Tippen.

Trotz ihrer 26 Jahre arbeitet die Tastatur ganz hervorragend. Ich bin von der Qualität beeindruckt. Auch wenn Steve Jobs sie dem Vernehmen nach überhaupt nicht mochte (oder gerade deswegen …)

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