Mit Windows 10 hat Microsoft “Windows as a Service” erfunden und versprochen, dass es für das Betriebssystem laufend Updates geben wird. Das alte Vorgehen, alle paar Jahre eine große Major-Version zu veröffentlichen, sei damit Geschichte. Was sich anfangs anhörte, als gebe es damit kontinuierliche, “sanfte” Updates, entpuppte sich bald als Alptraum für Anwender und Admins: Alle paar Monate ist mit dem neuen Verfahren eine Neuinstallation aller Rechner nötig, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Später erweiterte Redmond das Modell und verkündete drei Upgrade-Stufen: Den “Current Branch”, der im Abstand von wenigen Monaten allen “normalen” Anwendern aufgedrückt wird. Für Firmen war der “Current Branch for Business” vorgesehen, was im Wesentlichen dasselbe war, nur mit etwas mehr Zeit zum Installieren. (Schon hier bemerkten aufmerksame Beobachter, dass die Unterscheidung eigentlich keine ist, denn der Abstand zwischen den Releases bleibt derselbe, nur der Zeitpunkt ist etwas später.) Nur für Rechner mit besonderen Anforderungen ist der “Long-time Servicing Branch” vorgesehen, der nur alle paar Jahre ein neues, großes Upgrade bringt.
Nun hat sich Microsoft zum Sommer mal wieder was Neues überlegt, was alle bisherigen Aussagen weitgehen über den Haufen wirft. Die neue Sau, die man durchs Dorf treibt, ist der “Semi-Annual Channel”, also der Kanal, der zweimal im Jahr zum Einsatz kommt. Alle sechs Monate soll es demnach ein Upgrade für Windows 10 geben, die alte Unterscheidung zwischen “normalen” Anwendern und Unternehmen entfällt.
Im Kern, könnte man sagen, nur ein neuer Name und ein neuer Abstand zwischen den Upgrades, der sich mit sechs Monaten nun besser planen lässt. Wer das Trauerspiel allerdings schon länger beobachtet, mag andere Schlüsse daraus ziehen:
- Der bisherige Weg hat sich offenbar nicht bewährt.
- Microsoft bekommt es schlicht nicht hin, im Abstand weniger Monate neue, gute Releases zu bauen.
- Das abgestufte Verfahren zur Qualitätssicherung der neuen Builds funktioniert nicht.
Was sich hingegen nicht ändert, sind die wesentlichen Schmerzpunkte von “Windows as a Service”:
- Es gibt keine brauchbaren Werkzeuge, die regelmäßigen Upgrades zu automatisieren.
- Niemand kann vorhersagen, ob alle Anwendungen mit einem Betriebssystem-Upgrade klarkommen. Das bedeutet enormen Testaufwand.
- Ein Upgrade ist immer eine Neuinstallation mit erheblichem Risiko für die Funktion des Rechners und mit einer Ausfallzeit von mehreren Stunden.
- Zweimal jährlich für alle Rechner eines Unternehmens solche Upgrades auszuführen, ist ein Aufwand, den kaum ein Unternehmen leisten kann.
- Privat- und Firmenanwender sind gezwungen, mehrfach jährlich riesige Downloads auszuführen, weil die Verfahren, das effizienter zu machen, nur selten funktionieren.
- Die dauernden Änderungen in der Funktion und der Bedienung von Windows 10 verwirren Anwender und kosten viel Arbeits- und Lebenszeit.
Hier ein paar Artikel zum Thema:
[Windows 10 Creators Update fully available for all Windows 10 customers – Windows Experience BlogWindows Experience Blog]
https://blogs.windows.com/windowsexperience/2017/07/27/windows-10-creators-update-fully-available-for-all-windows-10-customers/
[Windows as a service: Simplified and Aligned – Windows for IT Pros]
https://blogs.technet.microsoft.com/windowsitpro/2017/07/27/waas-simplified-and-aligned/
[Microsoft stops with CB/CBB and moves forward with semi-annual channel (SAC), impacting businesses. -]
https://robbeekmans.net/microsoft/microsoft-changes-game-play-windows-10-release-changed-semi-annual/
http://faq-o-matic.net/?p=7910